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In the Land of Oz (Trekel Musikverlag, Bestellnr. T 580)

 

Diese Stück ist auch in einer erweiterten Fassungen unter dem Titel "Oz - ein musikalisches Märchen" erschienen, welche wiederum in zwei Bearbeitungen herausgegeben wurde: Für Gitarrenorchester und für Zupforchester - jeweils mit Sprecher und optionalem Bühnenspiel/Tanz.

 

Die im folgenden beschrieben Urfassung "In the Land of Oz" für Gitarrenquartett oder Gitarrenorchester entstand 1998/1999 als Auftragskomposition für das Gitarrenensemble Rheine und ist wohl Wüllers bisher bekanntestes Werk. Es beschreibt in Form von fünf Charakterstudien die Gestalten aus dem Märchen The wonderful Wizard of Oz (Der Zauberer von Oz) von Frank Baum. 1999 erhielt Wüller für diese Komposition den Kompositionspreis der Pendon Guitar Society in London.

 

Die einzelnen Sätze:

 

- Dorothy

- The Scarecrow

- The Tin Woodman

- The Cowardly Lion

- The Wizard of Oz

 

 

Das Stück ist sehr programmatisch gesetzt. Es werden viele neuartige Spielweisen und perkussive Elemente angewandt, die teils auch eine klare lautmalerische Wirkung haben. 

 

Der erste Satz "Dorothy" ist durchweg tonal komponiert und setzt sich somit stark von den nachfolgenden Sätzen ab. Die verspielten, kindlich-liedhaften Melodien und Harmonien verdeutlichen den naiven, aber auch den gewissenhaften und traditionsbewussten Charakter des kleinen Mädchens aus Kansas.

 

Spätestens nach den ersten Takten des zweiten Satzes "The Scarecrow" (die Vogelscheuche) wird aber deutlich, dass wir uns keineswegs in einer romantischen Komposition befinden. Mit humoristischen Zügen beginnt ein tollkühner Ritt über "sture" Dissonanz und häufige Vorschläge und Glissandi, der den Charakter - wie in der literarischen Vorlage -  tollpatschig und unbekümmert darstellt, gleichzeitig aber auch eine Tiefgründigkeit und Komplexität birkt, die sich erst bei genauerer Betrachtung offenbart.

 

Der dritte Satz "The Tin Woodman" (der eiserne Holzfäller) beginnt mit den ungewöhnlichen Klängen der präparierten zweiten Gitarre. Es werden Streichhölzer zwischen den Saiten verschoben, ein Blatt Papier zwischen die Saiten gewoben und mit Blechdosen auf die Saiten gehämmert. Zunächst beschreiben die geräuschartigen Klänge das mühsame Fortbewegen des eingerosteten Eisenmannes. Nach Einsatz der anderen Stimmen scheinen seine Gelenke jedoch geschmiert und seine rhythmisch-metallischen Schritte bilden die Basis für den gesamten Satz.  In einigen Abschnitten, in denen es besonders wuchtig zugeht, kann man erkennen, dass Wüller als Allegorie zum Eisenmann sogar Zitate aus dem Heavy-Metal Bereich einsetzt (Quintakkorde, schnelle Wechsel zwischen gegriffenen Tönen und leeren Saiten in den Melodien). In anderen Abschnitten findet man Seufzer-Motive und romantische Melodiephrasen. Der Eiserne Holzfäller ist eben auch im Buch von Frank Baum die Figur mit den stärksten und gegensätzlichsten Emotionen.

 

"The Cowardly Lion" (der feige Löwe) beginnt, dem König der Tiere angemessen, majestätisch und kraftvoll. Doch langsam macht sich Unsicherheit breit und nach dem "Schreckschuß" im achten Takt pulsiert die Angst in Form von leisen Sechzehnteln. Es entsteht eine Art "musikalischer Kampf", in der sich die Motive vom Satzbeginn mehr und mehr durchsetzen, schließlich die Angst überwunden wird und so gestärkt nun ein monumentalea Ende erklingt.

 

Die Partitur vom Schlußsatz "The Wizard of Oz" beginnt mit einer grafischen Notation. Eine anfänglich geheimnisvoll gruselige Atmosphäre mündet in einen Abschnitte der Komposition, der mit seinen zornig geschlagenen, dissonanten Akkorden und Bartok-Pizzikatos wohl das größte Klimax des gesamten Werkes erreicht. Nach diesem Kraftausbruch bricht das Stück  jedoch plötzlich ein und wir erreichen den einzigen kurzen Ruhepunkt der Komposition. In stark verzerrter Form flammen hier melodische Fragmente aus den vorangegangenen Sätzen auf. Diese bedrückende Stimmung wird jedoch schon bald abgelöst von der hoffnungsvollen "Schlußparade", in der markante Elemente aller fünf Sätze nun ganz klar identifizierbar erscheinen. Die Parallelen zu der Geschichte von Frank Baum werden auch in diesem Satz offensichtlich: Der mächtige und vermeintlich übermenschliche Zauberer von Oz, entpuppt sich zur großen Ernüchterung aller als Scharlatan, kann aber letztlich doch allen Figuren ihre Wünsche erfüllen.

 

 

Besetzung: 

- Gitarre 1, 2, 3, 4

- Kontrabaßgitarre (optional)

 

 

 

 

 

 

 

"In the Land of Oz" ist auf vielen CD-Einspielungen zu hören, unter anderem: